Stolpersteine bei der Finanzierung

Der Traum vom Eigenheim – vielleicht ist er erst hypothetisch vorhanden, vielleicht haben Sie bereits ein konkretes Objekt im Auge. Dann stellen Sie sich vermutlich folgende Fragen: Kann ich mir den Wunsch einer eigenen Immobilie leisten? Auf welche Stolpersteine bei der Finanzierung muss ich achten? Sibylle Baier, Leiterin Privatkunden bei der St. Galler Kantonalbank in Uzwil, kennt sich bei Eigenheim-Finanzierungen aus.

23/11/2023

 

Frau Baier, wann darf ich mit meiner Idee vom Eigenheim zu Ihnen kommen?

Jederzeit! Wir beraten Sie hinsichtlich der Tragbarkeit Ihres Wohn(t)raumes bei einem bestehenden Objekt ebenso, wie bei der grundsätzlichen Frage, ob der Kauf einer Immobilie für Sie in der momentanen finanziellen Situation machbar ist.

 

Wie stark unterstützt mich die Bank bei der Finanzierung?

Maximal 80% des Liegenschaftswertes kann von der Bank finanziert werden. Das heisst, die restlichen 20% müssen durch Eigenmittel von Ihnen finanziert werden. Zu diesen Eigenmitteln gehört Ihr Sparguthaben, Vermögen aus Wertschriften und allfällige Schenkungen oder ein Erbvorbezug. Bei Geldmitteln, die Sie von Familie und Freunden zur Verfügung gestellt bekommen, empfehlen wir eine vertragliche Dokumentation. So räumen Sie einen möglichen Stolperstein aus dem Weg. Ebenfalls den Eigenmitteln zugerechnet werden Vorbezüge aus der 2. und 3. Säule sowie die Verpfändung dieser Gelder. Mindestens 10% Ihres Beitrages zur Finanzierung der Immobilie müssen sogenannte harte Eigenmittel sein. Dazu gehören Ihre Ersparnisse und ein Vorbezug aus der 3. Säule. Einen guten Überblick, ob die Finanzierung einer Immobilie für Sie möglich ist, bietet Ihnen unser Hypothekarrechner. Probieren Sie es aus!

 

Wann muss ich das Geld, das mir die St.Galler Kantonalbank zur Verfügung stellt, zurückzahlen?

Die Finanzierung durch unsere Bank erfolgt über eine 1. und eine 2. Hypothek. Für das zur Verfügung gestellte Kapital werden Zinsen fällig, die zusammen mit den weiteren anfallenden Kosten wie Strom, Heizung, Wasser und Unterhalt einen Drittel Ihres Bruttoeinkommens nicht übersteigen sollen. Das ist unsere Faustregel, die wir auch in unseren Beratungsgesprächen anwenden und beim Erörtern Ihrer finanziellen Möglichkeiten berücksichtigen. So räumen wir mit Ihnen auf dem Weg vom Wohntraum zum Wohnraum weitere Stolpersteine aus dem Weg. Die 1. Hypothek muss nicht amortisiert, sprich zurückbezahlt, werden. Vorausgesetzt, die Tragbarkeit ist gegeben. Bei der 2. Hypothek gilt eine Amortisationspflicht innerhalb von 15 Jahren oder spätestens bis zur Pensionierung. Wir bieten Ihnen mit Fest-, SARON- und Eco-Hypotheken sowie der variablen Hypothek unterschiedliche Modelle an, die kombiniert und mit unterschiedlichen Laufzeiten abgeschlossen werden können. Eine Übersicht über die verschiedenen Hypotheken finden Sie bei uns auf der Website. Ebenfalls stellen wir Ihnen da viele wertvolle Informationen rund ums Wohnen zur Verfügung.

 

Sind das alle Kosten, die auf mich zukommen werden – ich mag keine bösen Überraschungen!

Damit Sie mit einem sicheren Gefühl Ihren Traum vom Eigenheim umsetzen können, sind wir da. Im Beratungsgespräch beurteilen wir mit Ihnen zusammen die finanzielle Gesamtsituation. Wir besprechen, welches Objekt zu Ihnen passt, ob Sie selbst bauen oder in ein bestehendes Objekt einziehen möchten. So erarbeiten wir gemeinsam ein persönliches Finanzierungsmodell, bei welchem wir dank unserer Erfahrung an alle möglichen anfallenden Kosten denken. Dazu gehören natürlich auch mögliche anstehende Renovationen – wenn zum Beispiel in naher Zukunft die Heizung oder das Dach saniert werden müssen, die Fassade einen neuen Anstrich braucht oder die Wasserleitungen ersetzt werden müssen. Das sind Stolpersteine, die oft vergessen werden und für die wir einen Teil des frei verfügbaren Vermögens einplanen.

 

Kann ich mich als Wohneigentümerin oder Wohneigentümer gegen steigende Zinsen absichern?

Das ist eine Frage, die sich aktuell sehr viele potenzielle und bestehende Wohneigentümerinnern und -eigentümer fragen. Die Zinsen sind aufgrund der Inflation nach Corona gestiegen. Eine Inflation entsteht dann, wenn die Nachfrage steigt, das Angebot aber nicht mitgeht. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat nun nach fünf Leitzinserhöhungen das Bremspedal zumindest angetippt. Die hohen Zinsen haben den Erwerb von Wohneigentum kostenintensiver gemacht, sodass nicht in jedem Fall davon ausgegangen werden kann, dass Mieten teurer ist als Wohneigentum. Unsere Expertinnen und Experten des Investmentcenters gehen aber davon aus, dass sich die momentane Zinsentwicklung auch in höheren Mieten niederschlagen wird. Wir empfehlen, die Zinsentwicklung zu beobachten. Dabei hilft Ihnen unser Newsletter «Zinssätze Hypotheken» oder der unsere Informationen aus der Anlagewelt zum Thema «Geldpolitik / Zinsen», der von unseren Expertinnen und Experten des Investment Centers verfasst wird. Dank unterschiedlichen Laufzeiten oder der Möglichkeit, Hypotheken frühzeitig zu verlängern, können Sie sich gegen steigende Zinsen absichern.

 

Wie lautet Ihre Einschätzung, wie es mit den Zinsen weitergehen wird?

Nach fünf Zinserhöhungen hat die SNB im September wie bereits erwähnt auf eine weitere Anhebung des Leitzinses verzichtet.

Der Leitzins ist der Zinssatz, der von der Zentralbank definiert wird und als Basis für Zinssätze dient. Er liegt momentan bei 1.75 Prozent. Wir gehen davon aus, dass er so bleibt. Ein Rückgang zeichnet sich erst im Jahr 2025 ab. Die Hypothekarzinsen sind aufgrund des gleichbleibenden Leitzinses seit September auf allen Laufzeiten gesunken. Im Winter könnten die Energiepreise noch einmal steigen und die Mieten erhöht werden. Diese beiden Faktoren treiben die Inflation weiter an. Wir rechnen aber damit, dass sich die Zinssituation langsam, aber sicher beruhigt. Der steile Zinsanstieg vom letzten Jahr hat sich abgeflacht.

AUTORIN

Sibylle Baier

Leiterin Privatkunden, St.Galler Kantonalbank AG in Uzwil

 

St.Galler Kantonalbank AG
Bahnhofstrasse 78
9240 Uzwil